Patenschaft

Sie zahlen monatlich mindestens 10,- € und unterstützen uns, die Kosten für die Versorgung unserer Tiere zu tragen. Dafür bekommen Sie eine Patenurkunde von uns. Selbstverständlich dürfen Sie nach telefonischer Anmeldung auch zum Kuscheln vorbei kommen.

Sie können die Patenschaft jederzeit durch ein einfaches Schreiben per Post oder Mail kündigen.

Patenschaft als Geschenk

Sie suchen ein Geschenk für einen Tierfreund und möchten dabei noch etwas Gutes tun? Dann verschenken Sie doch eine Patenschaft. Sie bekommen für das Geburtstagskind eine Patenurkunde.

Die Geschenk-Patenschaft ist zeitlich begrenzt.

Weihnachtspatenschaft

Sie suchen noch das passende Weihnachtsgeschenk?

Wie wäre es mit einer Patenschaft für eines unserer Patenpferde!

Sie schenken damit etwas sehr Persönliches und nicht einfach irgendeinen Gutschein, denn Sie wählen ein ganz konkretes Pferd aus, für das der Beschenkte die Patenschaft übernimmt*. Die Geschenk-Patenschaft beinhaltet eine Patenurkunde mit einem Foto des Pferdes.

Es ist das perfekte Geschenk für jeden, der Tiere liebt und Sie tun gleichzeitig doppelt Gutes – zum einen unterstützen Sie die Versorgung eines Pferdes in unserer Pferdeklappe und zum anderen werden Sie das gute Gefühl haben, mit diesem Geschenk etwas wirklich sinnvolles getan zu haben.

Unsere Patenpferde

Champ – am Ende wird alles gut
Einer von den Stubenhockern darf bleiben
„Sooo viele Jahre verschenkt! Sooo viel versäumt. Doch wir waren zufrieden, wir Pferde in den Boxen. Wir
kannten es nicht anders, und unser Mensch gab uns den festen Glauben, dass es so richtig sei!“ Flicka, mit
25 Jahren die Älteste der sechs Pferde, atmete tief durch, schnaubte dann einmal laut und zupfte sich einen
schönen langen Halm aus ihrem Heuberg in der Box, um voll Genuss darauf herum zu kauen.
„Flicka, aber die ganzen Jahre, ohne den Wind in der Mähne, ohne die Sonnenstrahlen, die unsere Nüstern
kitzeln, ohne Regentropfen, die von unserem Fell perlen konnten, ohne übermütige Galoppstrecken,
Buckler, Fangenspielen und ohne dieses grüne Zeug unter unseren Hufen. Wieso durften wir es so viele
Jahre nicht erleben?“ Saskia verstand die Welt, die sich von einem zum anderen Tag verändert hatte, nicht
mehr.
„Ja, bitte, Flicka, erzähle es uns. Du bist die Älteste. Du hast sogar ein Fohlen in der Box bekommen, den
Champ, den du da gefahrlos aufziehen konntest. Du hast die meiste Erfahrung. Wieso war das so?“ Auch
Alisha begriff es nicht, sie war über alle Maße erstaunt, konnte es nicht fassen, dass sie über so viele Jahre
in einer Welt - mitten in einer anderen Welt voller Freiheit - sein mussten.
„Unheimlich ist es hier, nicht wahr?“ Flickas Sohn Champ traute dem neuen Leben nicht. Er machte das,
was er immer gemacht hatte: Er rannte in seiner Box hin und her, hin und her, schleuderte seinen edlen
Kopf mit seinem wunderschönen, noch ganz dünnen, platten Hals herum, schlug mit den Hufen gegen die
Wände, wieherte und hörte erst damit auf, als er schwitzend und atemlos am Tor seiner Box hin zum
Paddock stand.
„Das Tor ist offen, trau dich, Champ, es ist so schön hier draußen. Es sind nur ein, zwei Schritte, die du gehen
musst, sieh nur, ich mache es vor.“ Nico, Hengst und 21 Jahre alt, hatte genau so wenig Erfahrung wie
Champ. Aber er war mutiger, gelassener. Er hatte sich schnell getraut, durch das offene Tor in sein neues
Leben zu treten.
„Sei vorsichtig mein Sohn, wer weiß, was geschieht, wenn du deine sichere Box verlässt. Es ist bestimmt
gefährlich. Siehst du? Ich trete nicht durch das Tor, sicher ist sicher.“ Flicka hatte Angst um ihren Sohn,
Saskia und Alisha nickten dazu, sie wisperten: „Nein, tu´s nicht, tu´s nicht!“ Die Stuten fingen an, mit den
Vorderhufen nervös zu scharren. Sie hatten echte Sorgen. 21 Jahre war Champ nun alt, 21 Jahre nur in der
Box! Dort war ihm wenigsten nichts geschehen.
Auch die Friesenstute Chipsie war der Meinung, obwohl sie schon gleich am ersten Tag das Tor in die
Freiheit entdeckt hatte.
Champ jedoch nahm allen Mut zusammen, mit einem gewaltigen Satz sprang er durch das Tor und landete
in seinem Paddock. Endlich stand er draußen, mutterseelenallein im Licht der untergehenden Wintersonne.
Allein! Er wieherte, rief nach seiner Mutter.
„Um Gottes Willen, Flicka! Hilf deinem Sohn, er fürchtet sich so sehr, bitte Flicka!“ Saskia und Alisha trauten
sich nicht raus aus ihrer sicheren Box, „Schnell, Flicka, damit ihm nicht geschieht!“ Chipsie war ganz
aufgeregt, „Hilf ihm doch.“
Flicka streckte vorsichtig erst ihren Kopf, dann ihren dünnen Hals durch die offene Tür zum Paddock. Sie
wieherte leise ihrem Sohn zu, der abrupt stehen blieb. „Mama! Warte, ich komme!“, sprachs und rannte
los. Unter Knacken barsten die Halblatten der Paddocks, krachend fielen sie dem ängstlichen Hengst vor die
Füße. Champ sprang in Panik darüber, verhedderte sich in der Stromlitze und endlich, endlich blieb er vor
dem Paddocktor seiner Mutter stehen. Ruhig und brav und endlich ohne Zittern.
Flicka nickte, sie war, wie auch die anderen Stuten, fürchterlich erschrocken und sehr aufgeregt. „Junge,
was machst du nur!“, schnoberte sie vorwurfsvoll, „Du wirst dich noch verletzen.“ Sie nickte ihm zu, dann
schüttelte sie ihre zottelige Mähne.
Aus der Box nebenan kam ein Schnauben: „Spinner! Ich sag doch, hier passiert nichts Böses. Krieg dich mal
wieder ein.“ Man konnte hinter Nicos Gedanken ein leichtes Grinsen nicht überhören. Auch er war so lange
eingesperrt gewesen, aber er hatte von Natur aus eine ganz gelassene Einstellung zum Leben, er hatte sich
schon vor vielen, vielen Jahren ergeben. Er kannte die Freiheit aus seiner Fohlenzeit, war drei- oder
vierjährig zu seinen Boxengenossen gestoßen, inzwischen war er 21. Während Champ nur seine Box kannte,
nur diesen zwielichtigen Raum, in dem man weder traben noch galoppieren konnte.
„Geh mit Aik mit, mein Kind, ich bleibe in der Nähe.“ Noch einmal schnaubte Flicka, nickte und sah dann
zufrieden ihrem Sohn hinterher, der sich jetzt brav von seinem neuen Menschen führen ließ.
„Ich verstehe das alles nicht. Haben wir nicht gedacht, alles ist gut, dort, wo wir waren? Dass alle Tiere nicht
mehr Futter kriegen, nicht laufen dürfen, nicht gebürstet werden?“ Saskia fasste es einfach nicht.
„Ich habe gestern gehört, wie Petra sagte: Wenigstens geschlagen hat er sie nicht. Was auch immer das
heißen mag. Auf irgendeine Weise muss er uns ja doch gerngehabt haben. Oder?“ Alisha sah noch einmal
nachdenklich aus der Tür heraus, drehte sich langsam um und begann wieder an ihrem Heu herum zu
mümmeln. „Nein,“ sagte sie leise. „Wir Pferde haben ja einen großen Kopf, aber in meinem geht dieser
Unterschied nicht hinein.“
„Aber es war doch nicht gut, so viele Jahre, das sehen wir jetzt. Wir hätten es schon früher bemerken
müssen, spätestens damals, als die Schmerzen kamen. Pochende, stechende Schmerzen im Maul durch die
– wie sagte Petra? – vergammelten Zähne, durch die spitzen, langen Haken. Ich hatte einen riesigen Haken
der tatsächlich auch schon Haken hatte.“
„Ach, Chipsie, wir Pferde sind geduldig. Und leidensfähig. Wir können so viel ertragen, denn was sollten wir
machen? Wir waren doch ausgeliefert. Gefangen, eingesperrt – über so viele Jahre. Wir werden jetzt lernen!
Das neue Leben, die Freiheit, den Übermut und dass es jeden Tag richtig gutes Heu und richtig gutes Futter
gibt, das wir inzwischen auch wirklich mit Genuss kauen können. Ohne Schmerzen und ohne
Blutgeschmack. Ich bin so gespannt, wie es weiter geht. Unseren alten Menschen gibt es nicht mehr. Wir
müssen Diana danken, wenn wir sie jemals wiedersehen, denn sie hat sehr dafür gekämpft, dass wir jetzt
hier sein dürfen. In der Pferdeklappe. Was immer das auch sein mag, hier ist es schön.“
Ja, Ihr lieben Leute, so denken die Pferde aus dem Schwarzwald – vielleicht, ich habe sie belauscht.
Bestimmt aber ist es, dass sie noch so viel Neues sehen und erleben sollen, ich weiß das!
Champ erzählt weiter: „Ich habe es auch woanders ausprobiert, war sogar in der Eifel. Aber da waren meine
Freunde nicht, im Stall war alles anders, es war so fremd. So fremd, dass ich nicht einmal mehr fressen
wollte. Keine Petra, kein Matthie, keine Anke … Meine neue Menschen waren alle ganz verzweifelt. Sie
fragten Petra um Rat, für sie gab es nur eine Lösung: „Wir holen Champ zurück!“ Und so geschah es dann
auch. Welche Freude, als ich endlich wieder zu Hause war. Mein Zuhause, meine Freunde, alle nahmen
mich so lieb wieder auf, hier bleibe ich, hier, wo ich zum ersten Mal unter blauem Himmel auf einer großen
Wiese traben durfte. Hier!
Ich weiß es, am Ende wird alles gut.“
Ja, der Champ! Sein liebster Freund Blue hat seinen Platz für ihn frei gemacht. Endlich ist es sicher, Champ
darf bleiben.
Danke an alle Patentanten und -onkel, die das jetzt für ihn möglich machen. Denn jetzt ist wirklich alles gut.
DANKESCHÖN

Lucky

Good luck, Lucky!
Zwei Jahre ist es jetzt her, dass der knallrote Ponyfuchs Lucky atemlos und mit
hoffnungslosem Blick bei uns eintraf. Seine Besitzerin hatte alles für ihn getan,
auf alles verzichtet, sich selber nur noch das Nötigste gegönnt. Doch keine
Medizin, keine Inhalation, keine Ernährungsumstellung half. Dazu kam, dass der
alte Wallach durch das Giemen, die angestrengte Bauchatmung und die daraus
resultierende Appetitlosigkeit nur noch ein Schatten seiner selbst war.
In seiner Heimat Oberfranken gab es keine Hoffnung mehr für den
wunderschönen Fuchs, die einzige Möglichkeit für Lucky war ein Umzug in die
Klappe, in die gute Seeluft. Oder das Einschläfern, was ohne den Umzug gnädig
gewesen wäre …
Lucky´s Besitzerin jedoch, die ihren Wallach mehr liebte als sich selbst, gab ihn
unter Tränen bei uns ab. Sie schenkte ihm so die Möglichkeit, wieder frei zu
atmen, zu fressen, zu leben ohne Not. Einschläfern kann man nur einmal …
Leider gelang es uns nicht, ihn vermittlungsfähig zu machen, durch seine
Luzerneallergie war er hochgradig gefährdet nach jedem Leckerchen einen
neuen Asthmaanfall zu bekommen. Unser Tierarzt konnte ihn nicht mit gutem
Gewissen zur Vermittlung freigeben. Also blieb der liebe Ponymann bei uns in
Sicherheit, nahm zu, es geht ihm bei uns bald gut. Es würde schon noch ein
Patenplatz für ihn frei werden.
Dann kam der Tag, an dem Cora über den Regenbogen ging. Ihr schwaches
Herz, ihre Ataxie, die Zähne, ihr Alter … Sie ging zusammen mit ihrem Gefährten
Pirat, Seite an Seite unter einem strahlendblauen Himmel über den
Regenbogen. Die Beiden hatten ein langes, erfülltes Leben leben dürfen, nun
brauchte keiner der Beiden dem Anderen hinterhertrauern.
Mitten auf dem höchsten Gipfel des Regenbogens aber, sie konnten schon die
immergrünen Wiesen sehen, blieb Cora stehen.
Sie wandte ihren hübschen Kopf noch einmal der Klappenwiese zu, wieherte
leise und zart und sprach nachdenklich: „Pirat, jetzt sind wir schon nicht mehr
da, aber ich war doch ein Patenpferd, mit vielen Tanten und Onkeln, die ich
jetzt alle zurücklassen musste.“ Cora seufzte.
„Ja, unsere Menschen sind wirklich sehr traurig, immer durften wir uns geliebt
und geborgen fühlen. Sie wissen, dass es uns jetzt viel besser geht.“ Pirat nickte
und ließ seine Mähne funkelnd im Wind auf dem Regenbogen wehen. Wie
schön das aussah!
„Aber all meine lieben Menschen, die ich zurückgelassen habe, was machen sie
jetzt nur ohne mich?“ Cora schaute zusammen mit Pirat hinunter zur Erde. Es
gab kein Zurück für die Beiden. Doch von unten kam ein tröstendes Wiehern.
Auch Lucky war traurig, seine Freunde, die auf ihrer letzten Reise waren,
hergeben zu müssen „Ihr Zwei auf Eurer letzten Reise, macht Euch keine
Sorgen, ich werde versuchen, die Patentanten und -onkel zu trösten. Vielleicht
darf ich ja in deine Hufstapfen treten, Cora?“
Cora beugte sich weit über den Rand des Regenbogens, ihre Vorderhufe
standen sicher auf dem leuchtenden Rot-Orange, Pirat in seiner Weisheit blieb
lieber und sicher auf den grünen Strahlen stehen. Cora leuchtete zart und schon
fast durchsichtig in allen Farben des Regenbogens und raunte, fast ein wenig
mütterlich: „Das würdest du für mich tun, Lucky? Meine Menschen trösten?“
Lucky blickte hinauf zum Himmel. Er nickte, galoppierte ein kleines Stück im
Kreis, zeigte sogar einen kleinen Buckler. Dann zwinkerte er der immer mehr in
durchsichtigen, fast gläsernen Farben verschwindenden Cora zu: „Ganz sicher
mache ich das. Denn ich weiß, hier, bei den Patentanten und den Menschen in
der Klappe, werde auch ich geliebt und geborgen sein.“
Ein leises, kaum wahrnehmbares Wiehern zum Dank konnte man noch hören:
„Viel Glück, Lucky, alter Freund!“ Man musste sich schon ordentlich anstrengen,
um es zu verstehen. Doch wer es noch gehört hat, weiß, dass es sich erleichtert
anhörte.
Cora und Pirat aber galoppierten weiter, bis der Regenbogen in seinen
schönsten Farben sich auflöste, sie verschwanden mit ihm.
Liebe Patentanten und -onkel, danke, dass so viele von Euch dem Lucky jetzt
weiterhelfen.
Alles Liebe,
Eure Petra

Goldrute
Ich möchte Euch aus meinem Leben erzählen in der Hoffnung, dass ich nie wieder so
schlimme Zeiten durchleben muss, nie wieder hungern.

Als ich geboren wurde hatte ich eine so liebe Mutter, die sich um mich gekümmert hat als sei ich ihr wahrer Goldschatz. Auch meine Menschen waren sehr lieb, sie waren auf meine Mutti und mich sehr stolz und haben große Hoffnungen in mich gesetzt. „Schaut nur, wie wunderschön die Kleine ist, diese langen Beine. Sie wird bestimmt viele Rennen gewinnen, was haben wir nur für ein Glück!“, hörte ich meine Züchter sagen. Ich buckelte und hüpfte vor Freude um meine Mutti herum, die liebevoll und Stolz dabei zusah.Doch scheinbar habe ich diese Hoffnungen und Erwartungen nicht erfüllt, ich wurde nie das erfolgreiche Trabrennpferd, immer hatte ich das Gefühl, meine Menschen enttäuscht zu haben. Ach es ist alles schon so lange her. Sooo lange. Irgendwann beschloss man, mich zum Schlachter zu bringen – was immer das auch heißen sollte. Keine Ahnung. Doch das verhinderte dann ein Mann, der mich mit nach Hause nahm. „Ich rette dich, du schönes, zartes Wesen.“ Glaubt mir, ich war ganz erleichtert. Das hörte sich schon mal viel besser an. Dort, in meinem neuen Zuhause, traf ich auf meine neuen Weide- und Stallgefährten, alle waren sie Traber. „Wir waren halt zu gemütlich für die Rennbahn, nun sind wir hier. Schön, dass du jetzt bei uns bist.“ Eine ältere Stute sagte es mir. Ich sah sie an und bekam einen riesigen Schrecken. Ein Auge war zerstört. Es eiterte und war sehr geschwollen. Sie war ganz anders als die Pferde in unserem Rennstall, die gut bemuskelt, glänzend und rund und gesund ihr Leben lebten. Ich schaute mich genau um. Alle Pferde waren sehr, sehr dünn. Mager. Matt schlurften sie über die Wiese, jeden Grashalm mit Genuss in sich aufnehmend, zum Teil schwankend und auf jeden Fall halb verhungert. Hier liefen viele Tiere auf viel zu wenig Platz herum. Und jetzt auch noch ich. Ich hatte Angst! Wir bekamen kaum Heu, kaum Kraftfutter, nur selten den Schmied und so gut wie gar keine ärztliche Behandlung. Die meisten von uns hatten nur noch sehr wenig Zähne, und viele davon wackelten, so dass sie kaum noch kauen konnten. Da passte es schon sehr gut, dass unser neuer Mensch uns hauptsächlich mit Karotten fütterte, die bekam er irgendwo geschenkt oder ganz billig. Er machte sich keine Gedanken darum, wie wir die wohl kauen sollten ...


Die Jahre vergingen. Es dauerte nicht lange, da sah ich genauso aus wie meine
Leidensgefährten. Mager, viel zu lange, verformte Hufe, traurig und mit hängendem
Kopf stand ich auf der Weide und versuchte wie die anderen, die spärlichen  Grashalme zu erhaschen. Auch meine Zähne blieben inzwischen nicht mehr da, wo sie hingehörten oder sie wackelten. Wie bei allen anderen eben auch. Viele Jahre ging es so, eine sehr lange Zeit. Immer war Hunger und Schmerzen in den Hufen unser Begleiter. Wir stumpften ab, wollten wirklich alle schon aufgeben, als endlich, endlich die Rettung kam. Wir wurden auf einen riesigen LKW geladen und in die Pferdeklappe gebracht. Würde es uns da besser gehen? Es war uns egal, wir waren inzwischen alle alt und müde, es konnte ja nicht schlimmer werden.


Doch dann ging die Klappe des Wagens auf, und einer nach dem anderen durfte in das helle Sonnenlicht herunterklettern. Wir wurden so liebevoll empfangen, gestreichelt, gelobt, vorsichtig in Boxen geführt, in denen, wir glaubten es kaum, weiches, feuchtes Futter für uns bereitstand. Gierig fingen wir alle an zu fressen, besonders ich konnte mich kaum einkriegen. Petra, Aik und Kristin gingen langsam durch unseren Stall und sahen sehr besorgt aus. „Wir werden sie jetzt erst einmal zweistündlich füttern. Ich habe Sahra (das ist unsere Schmiedin) schon bestellt. Oh man, allen Tieren fehlen ungefähr 150 kg.“ So langsam hatte ich das Gefühl: Nun wird alles gut! Ganz vorsichtig keimte die Hoffnung in mir auf. Und tatsächlich! Unsere Zähne wurden behandelt, die Wackelkandidaten entfernt, wir haben inzwischen alle hundert Kilo zugenommen, und, auch wenn wir noch immer sehr dünn sind, es geht uns allen inzwischen viel besser. Zwei von uns, die beiden Jüngsten, durften schon umziehen. Ich schaute ihnen bei der Abreise wehmütig hinterher. Wie gut sie jetzt aussahen. Ich strenge mich wahnsinnig an, um auch zu gefallen und einen richtig runden Po zu bekommen. Gestern ist eine Koppelkollegin von uns gegangen, sie hatte schlimme Schmerzen, es konnte ihr nicht mehr geholfen werden. Ich hörte Petra sagen: „Gute Reise, liebe Winky, endlich bist du ohne Schmerz und Leid.“ Petras Augen sahen dabei ganz traurig aus, sie waren voller Tränen. Ich war wirklich betroffen. Doch heute Morgen kam sie zu mir, klopfte mich sanft und kraulte meinen Hals. „Na, was sagst du? Möchtest Du bei uns bleiben? Als Patenpferd? Vielleicht übernehmen die Winky-Tanten dich ja.“ Und dabei strahlte sie mich an und ich konnte deutlich fühlen, wie sehr sie sich freute, mir wurde ganz warm um Herz.
Was sagt Ihr, liebe Patentanten, darf ich in Eure Herzen springen? Ich wäre sehr
glücklich, hier ist es so schön.
Eure Goldrute

Rudi

Eiskalter, regenmatschiger Februar! Mitten in der Morgenarbeit traf Rudi bei uns ein. Eine Tierärztin brachte dieses kleine, zarte Etwas zu uns und fragte: „Magst du einmal versuchen, diesen kleinen Mann namens Rudi auf die Beine zu stellen? Er verdient diese Chance. Bitte …“ Ihr selbst fehlte die Zeit, dieses winzig kleine Kerlchen 4-5 mal am Tag zu tränken und zu füttern, damit er endlich anfinge zu wachsen.
Rudi hatte einen wirklich tragischen Weg hinter sich. Er, der einst ein kleiner, stolzer Miniaturpferdehengst werden sollte, möglichst gekört und zur Zucht einsatzfähig, verlor seine Mutter im zarten Alter von drei Wochen. Seine Besitzer beließen ihn in der Herde und schafften es so nicht, ihn „standesgemäß“ und artgerecht zu ernähren. (Jetzt mag sich jeder seinen Teil denken) Rudi hungerte sich durch das Leben. Warum nur? Ich fragte mich das, denn auch wir haben hier in der Pferdeklappe so oft Fohlen, die wir mit Fohlenmilch aus der Schüssel aufziehen und die sich dann zu gesunden, munteren Ponys und Pferden entwickeln. Dieser kleine Hengst jedoch wog mit seinen jetzt 7 Monaten nur 22 kg bei einer Größe von nur 69 cm. Untergewichtig, mager, Haut und Knochen und viel dünnes, zotteliges Fell, das ihn nur
notdürftig wärmte. Dazu floss ein gelbliches Sekret aus seinen Augen. Immer wieder gerieten die oberen Wimpern in das untere Lid. Schlimm sah das aus, eine Qual für dieses tapfere Fohlen.
Doch nicht genug. Beide Knie waren ausgehakt, er schleppte sich nur dahin. Laufen?
Das konnte man tatsächlich nicht so nennen. Auch mit den Zähnen hatte der Kleine Probleme.
Sein Kopf ist halt sehr klein, der Oberkiefer dabei viel größer als der Unterkiefer, er konnte nicht gut kauen, nein, es hatten sich im inneren seines Maules „Hamstertaschen“ gebildet. Seine
Zähne waren viel zu groß für das kleine Maul, und natürlich hatte er genau so viele Beißer wie
ein großes Pferd. Ach Mensch! Eine riesige Aufgabe wartete nun auf uns, aber auf jeden Fall wollte ich versuchen, diesem kleinen, tapferen Baby, das so sehr um sein Leben gekämpft hatte, zu helfen. So blieb Rudi bei uns. Mittags nahmen wir das zarte Wesen aus der Box, um ihn vorsichtig zu bewegen. Langsam. Schritt für Schritt schleppte er sich matt und müde mit kleinen krausen Nüstern dahin. Blieb
stehen, ruhte einen Moment, genau zur richtigen Zeit. Denn gerade jetzt, in diesem Moment,
betrat Aik mit unserer urururalten Ponyomi Biene die Stallgasse. Auch Biene blieb stehen. Sie
rührte sich nicht und schaute mit großen Augen auf Rudi. Wir warteten ab. Was würde wohl
jetzt geschehen? Etwas total Unerwartetes: Biene mit ihren über vierzig Jahren, die nie selbst ein Fohlen hatte, brummelte das winzige, hilflose Wesen an. Sie wieherte einmal ganz dunkel, sie hörte sich
beinahe wie eine Mutterstute an. Dann stampfte sie mit ihrem rechten Vorderbein auf die
Stallgasse und nickte. Rudi hob sein kleines Köpfchen und sah die alte Schimmelstute an. In
seinen Augen schien Hoffnung aufzublühen, jegliche Angst verschwand aus ihnen. Mühselig
und sehr vorsichtig schleppte er sich zu ihr hin. Blieb stehen, senkte den Kopf und begann zu
kauen. Ein wirkliches Wunder geschah! Biene lud ihn mit einer Kopfbewegung ein, zu ihr zu
kommen. So stellte sich der kleine Mann neben die freundliche Ministute und sah auf einmal
sehr zufrieden aus. Diese Begegnung war für Beide ein riesiger Gewinn. Die alte Biene, schon wirklich mit vielen Wehwehchen behaftet, fing wieder an, ordentlich zu fressen, sie nahm zu, ihr Fell bekam
tatsächlich noch einmal den silbernen Glanz, den sie schon vor einigen Jahren verloren hatte
und sie entwickelte sich zur Übermutter. Rudi lernte, Fohlenmilch aus der Schüssel zu trinken, unser Doc stellte seine Zähne so ein, dass er leidlich kauen konnte, die Knie wurden behandelt, so dass er wieder richtig laufen konnte, seine Augen wurden von der Augentierärztin mühsam aus der Gefahrenzone des Erblindens gebracht, er fing an, zu wachsen und sich endlich zu entwickeln. Sein bester Freund Purzel, ein gleichaltes Fohlen aus unserer Klappe, tobte und spielte mit ihm, das Schlimmste war
überstanden. Am Schönsten jedoch war für Rudi, dass er nun eine eigene Mutti hatte. Er liebt
seine Biene und lässt sich auch heute noch gern von ihr beschützen. Jetzt, nach 10 Monaten bei
uns, hat er schon so viel aufgeholt. Was braucht ein Fohlen mehr, als Liebe, Futter, Gesellschaft
und gute Menschen? Aus diesem Grunde sind wir alle Klappenmenschen Euch Paten so dankbar. Ein paar Jahre wird er schon noch brauchen, bis er ganz gesund ist. Unser Patenpferdchen Rudi dankt jedem
Einzelnen von Euch.
Rurup, im November 2020, für Rudis Paten Dankeschön!!!

In Gedenken an die verstorbenen Patenpferde

Blue
Ich möchte Euch von dem großen, starken Friesen Blue erzählen. Gut,
seine großen, starken Zeiten sind vorbei. Vor einigen Jahren kam er
zu uns, atemlos, keuchend, krank ...

Er hatte heftiges Asthma, der liebe Kerl, versuchte krampfhaft, mit seinen Bauchmuskeln seine Lungen zu unterstützen. Das war Kräfte zehrend und führte im Laufe der Zeit zu einer chronischen Erschöpfung. Blue litt an Milben- und
Schimmelpilzallergien, auch Gräser- und sonstige Blütenpollen setzten ihm stark zu, das stellte sich schnell heraus. Diese Allergene ließen seine Lungenbläschen verkrampfen, er konnte also ohne Bauchmuskelkraft nicht mehr ausatmen. Blue schaute mich traurig und verzweifelt an, auch das war nicht leicht für ihn. Ihm fehlte ein Auge, das andere war entzündet und tränte.


Seine Besitzer gaben ihn in unsere Hände, damit ihm in unserer salzigen Meerluft schnell geholfen werden konnte. Blue bekam Medikamente, unsere Augentierärztin gab ihr Bestes und schon nach zehn Tagen entspannte sich die Lage. Blue ging es besser! Er konnte wieder ein- und ausatmen, fraß mit Appetit und schaute mit seinem
inzwischen gesunden Auge schon richtig keck in die Welt. Wir freuten uns, unser Klappenarzt nickte zufrieden und sagte: „Jetzt ist es an der Zeit, ihn an einen schönen Platz an der Nordsee zu vermitteln!“ Gesagt – getan! Er zog um nach Rantrum, direkt an die Nordseeküste.


Im ersten Jahr ging es ihm dort sehr gut, doch dann wurde sein Gesundheitszustand wieder kritisch. Nach zwei tierärztlichen Kontrollen beschlossen wir, ihn wieder zurückzuholen. Eine trauriges Friesenpferd hatte Piet uns zurückgebracht. Müde und schwankend und sehr dünn führten wir ihn in seine neue Box. Nun war er schon das zweite Mal bei uns. Wieder war sein Auge entzündet, er war mager. Wenigstens war sein Asthma nicht so ausgeprägt wie bei seiner ersten Ankunft. „Du armer Blue!“ Ich klopfte und streichelte ihn. Es wurde höchste Zeit. Martin, unser Doc, stellte fest, dass Blue sich inzwischen eine schlimme Gastritis zugezogen und das war der Grund, weshalb er so stark an Gewicht verloren hatte. Auch nicht ganz unschuldig daran
war ein wackelnder Backenzahn, der nicht bemerkt worden war. Den mussten wir natürlich ziehen. Wie beim letzten Mal heilte sein entzündetes Auge wieder schnell.
Blue ließ alles geduldig über sich ergehen. Langsam fing er wieder an zu futtern und nahm wieder zu. Jetzt stellte sich die Frage wiederum: Sollen wir ihn noch einmal vermitteln? Tagelang schob ich das vor mich her, brauchte der immer noch sehr zarte Friesenmann doch weiter, und das sicherlich für immer, vermehrte ständige Hilfe und
Pflege. „Er ist nach dem Tierschutzgesetz eigentlich nicht wirklich vermittelbar!“, äußerte sich Martin, „Es sei denn, wir finden den Menschen, der sich mit viel Erfahrung so intensiv kümmern kann, wie ihr es hier tut ...“ All seine „Baustellen“ sind aber letztendlich nicht vollständig heilbar: Das fehlende Auge auf der rechten Seite, seine Allergien, die immer wieder Asthmaanfälle hervorrufen würden, sein empfindlicher Magen, sein immer wieder entzündetes einziges Auge, die Schwerfuttrigkeit ... Aber immer wieder kämpfte er sich mit uns zusammen da durch.


Dann kam der traurigeTag, an dem Windrose ging. Wir hatten alles was ging für sie getan, doch nun griffen die Schmerzmittel nicht mehr, kein Medikament gab ihr Erleichterung ... Sie schenkte ihren Platz dem wunderschönen Friesen Blue. Ob er
wohl ahnte, dass sie ihm so sehr geholfen hatte, dass sie ihm durch ihre letzte Reise ein sicheres Leben ermöglichte?

Cora

Cora in der Klappe
Im Licht der untergehenden Sonne drehte ich meine letzte Runde über
die kühlen, nassglitzernden Weiden. Der letzte Gang zur Klappe heute
am ersten Advent. Es ist feucht und kalt und an den nassen Grashalmen
hängen goldene Wassertropfen. „Na Cora, geht es Dir gut, meine liebe
Alte?“
Ein Fasan flog im Knick auf, sicher hatte ich ihn erschrocken. In der Stille
des späten Nachmittags ein wirklich lautes Geräusch, das Schimpfen
und Flattern des großen, braungoldenen Vogels.
Cora sah aus, als sei es ihr egal. Sicher wusste sie schon lange, dass
der Vogel sich im Gebüsch versteckt hatte, sie hob den Kopf, schnaubte,
warf einen liebevoll-strengen Blick auf ihren Gefährten Pirat: Alles okay!
Grund genug, den Kopf wieder tief in die mitgebrachten Futterschüsseln
zu versenken und mit Genuss ihre Mahlzeit aus Mash und Heukobs, Öl
und Äpfeln aufzufuttern. Kein Neid zwischen diesen alten Pferden, sie
kannten sich genau und sie mochten sich. So fraßen sie langsam
gemeinsam die mitgebrachten Leckereien, ohne Hast und sehr
zufrieden.
Cora kam damals zu uns, sie war, meine ich, achtundzwanzig Jahre
jung. Es war Herbst, kalt, nass, ungemütlich – ebenso wie jetzt.
„Ich bin krank.“ Das erklärte mir ihre Besitzerin. „Sehr krank. Meine
Kräfte reichen nicht mehr zum Wasserschleppen, nicht mehr zum Misten
oder zum Futtertragen.“ Sie sollte ins Krankenhaus, eine komplizierte,
langfristige Behandlung mit einer nur geringen Überlebenschance hatte
sie ins Abseits gedrängt, hilflos gemacht. Niemand wollte diese
wunderschöne, edle Traberstute mit den großen Augen zu sich nehmen.
Das Alter …
So kam Cora zu uns! Auf ganz charmante Art zickig und wild, voller
Temperament und Lebensfreude. Gut sah sie aus. Gepflegt, relativ
gesund, nicht krank, einfach nur alt. Sie zog bei uns ein und übernahm
sofort das Regiment. Die jüngeren Tiere unterwarfen sich, Cora hielt im
ersten Jahr die Herde zusammen. Erfahren, mutig und voll Energie. Ich
wusste schnell, warum ihre Besitzerin so traurig war, dass sie diese
quirlige Stute bei uns abgeben musste. Aber sie ließ sie gern bei uns.
Hoffte, mit dieser Sicherheit für ihr Pferd doch noch einmal die Kurve zu
kriegen.
Im nächsten Herbst entwickelte die hübsche Braune eine Attaxie. Sie
stolperte über ihre eigenen Füße, fiel hin, rappelte sich aber immer
wieder auf. So eine Kämpfernatur, wie oft dachte ich das! Aber schnell
hatten die jüngeren Pferde es spitz, dass Cora nun langsam alt wurde.
Ich beschloss, sie aus der Herde herauszunehmen und vermählte sie mit
Habeeb, der leider krank und schwach und uralt in diesem Jahr die
Waffen streckte. Cora ließ ihren geliebten Schimmel nicht allein im
Sterben. Sie stand schützend bei ihm, als er seine letzten Atemzüge
machte und nahm dort, auf der Klappenwiese, Abschied von ihrem guten
Freund. Schenkte ihm ein letztes tiefes Wiehern und kam dann lieb mit
mir zu Stall.
Ihren Job als Empfangsdame in der Pferdeklappe behielt sie jedoch
inne. Wir schauten auf dem Hof, mit welchen der alten Pferde sie noch
einmal eine Freundschaft schließen mochte. Schlaues Mädchen,
deutlich zu erkennen: Pirat sollte es sein. Pirat, in diesem Jahr 33
geworden, also drei Jahre älter als Frau Cora. Das passte gut, denn so
zogen die Zwei auf die Klappenkoppel um, als Wächter und
Empfangspersonal für die Tiere, die anonym von ihren in Not geratenen
Besitzern dort abgegeben wurden. Erfahrene, alte, mutige Pferde sind
meine Beiden. Natürlich ist Cora die Chefin, klar. Pirat aber ordnet sich
gern unter, denn er fühlt sich bei seiner weisen Freundin geborgen.
Genauso ist es. Einen letzten Blick schenkte ich den Beiden, die jetzt im
Schummern Seite an Seite über die kalte Wiese schlenderten. Zum
Wasserwagen und dann zum Unterstand. Die Beiden sind so
unglaublich. „Liebe alte Cora, hoffentlich hast Du noch eine schöne
lange Zeit mit deinem Piraten.“, murmelte ich vor mich hin und lächelte.
Sie sahen tatsächlich ein Bisschen aus wie ein altes Ehepaar.
Schön, diese Adventszeit! Voller Hoffnung und Vorfreude! Ich hoffe, es
geht Euch allen so gut.
Eure Petra

Gina-Lisa genannt Lissy

Es war ein langer Weg, den Gina Lisa, genannt Lissy, mit uns bis hierher zusammen gegangen ist. Sie hat es geschafft, hat tapfer mitgekämpft und gewonnen.

 

Hier ihre Geschichte:
Gina Lisa, „unsere“ Lissy, gerade noch einmal am „Regenbogen“ vorbeigeschrammt
Als Lissy im Dezember 2020 zu uns kam, war sie 28 Jahr alt und wog bei einer Größe von 1,32 m gerade mal 148 kg. Sie war total ausgetrocknet, hatte hohe Cushingwerte und ihr Blutzuckerwert war sehr niedrig. Durch und durch verwurmt, die Zahnreihen voller Haken, Wellen und Kanten, sie schleppte sich nur noch so dahin. Ihr Gesamteindruck war gelinde gesagt mies bis sauschlecht - man verzeihe mir den Ausdruck. Diese arme Stute stand kurz vor dem Hungertod.
In den ersten Tagen war es am wichtigsten, ihr genügend Flüssigkeit zuzuführen. Da sie absolut nicht trinken wollte, bekam sie die von uns als Infusion, isotonische Kochsalzlösung unter die Haut. Dabei entdeckten wir noch ein ausgeprägtes Regenekzem, stellenweise konnten wir ihr nekrotische Haut abziehen, unter der sich grüngelber Eiter befand.
Man könnte jetzt sagen: So viele Baustellen! Doch das wäre falsch. Die kleine Stute war EINE Baustelle, denn wir in der Pferdeklappe sehen das Tier Ganzheitlich. Unser ganz großer Anfangswunsch war, ihr das Futtern wieder möglich und schmackhaft zu machen. Unser Tierarzt untersuchte sie gründlich und schloss keinen Aspekt aus. Da sie ständig mit hochgezogenem Bauch und hängendem Kopf in der Box stand, entschlossen wir uns zu einer Magenspiegelung. Wir fanden eine entzündete Magenschleimhaut mit vielen kleinen Schwellungen vor. Zum Glück gab es kein Magengeschwür. Dieser Befund ließ sich leicht behandeln: Sie bekam einen Schleimhautschützer morgens als Paste, abends als Pulver. Um Lissy noch weiter zu unterstützen, schliff unser Doc die Zahnreihen wieder glatt, entfernte also Haken und Kanten und Wellen und kürzte ihre Vorderzähne ein wenig.
Aber auch, nachdem das Gebiss „salonfähig“ war, wollte unsere Alte immer noch nicht fressen. Ihre Medikamente nahm sie nur aus der Spritze und nur mit ganz weich gekochtem Apfelmus, das unsere liebe Gabi ihr extra zubereitete. So konnten wir den Magen und ihr Cushing am besten zuverlässig behandeln.
Da diese arme Stute auch Heerscharen von Haarlingen beherbergte und voller Würmer saß, unternahmen wir natürlich auch dagegen etwas. Wir behandelten Lissy mit abgestimmten Wurmkuren, zwei Mal im Abstand von zwei Wochen und gegen das Ungeziefer auf der Haut gab es zur gleichen Zeit auch zwei Mal ein Spot on.
Damit sie sich wohl fühlen konnte in ihrer Haut, desinfizierten und cremten wir täglich ihre Wunden.
Lissy wurde wacher. Sie trank nach 10 Tagen selbständig und viel, aber fressen? Eine halbe Handvoll gequetschten Hafer und nur ganz wenig Heu. Nein, so wirklich wollte sie immer noch nicht. Sie war halt sehr eigen. Wir probierten und probierten, so lange, bis wir an einem Futter hängen blieben, dass tatsächlich „Alte Liebe“ heißt.
Jeder kann sich vorstellen, wie sehr ich mich gefreut habe. Endlich fing sie an zu fressen. Endlich nahm sie zu, langsam, aber immerhin! Und sie wird täglich lebendiger. Inzwischen ist sie bei 306 kg, obwohl sie zuckerarm ernährt wird. Sie springt und buckelt auf der Koppel wie eine gesunde, junge Stute umher, hat sich eine neue Freundin in der Herde gesucht , ausgerechnet die riesige Schimmelstute Caleea.
Lissys Blutwerte sind jetzt stabil, ihr Cushingwert ist da, wo er hingehört und sie hat noch eine echte Chance auf ein paar schöne Jahre. Endlich hat sie wieder einen wirklich mitunter übermütigen Bewegungsdrang. Da bekommt der der Name des Futters „Alte Liebe“ einen ganz neuen Sinn, nicht wahr? Alte Liebe rostet nicht.

Windrose

Unser Patie Windrose. Auch sie war schon auf dem Weg zur Regenbogenbrücke. Schlimme
Rehen durch falsche Haltung mit schlimmsten Schmerzen ließen ihr kaum noch eine Möglichkeit
zum Leben. Zwei Mal wurde sie von uns vermittelt, zwei Mal kam sie zurück. Die Klinik ließ uns nicht
viel Hoffnung, wir sollten nicht mehr so viel erwarten. So hatten wir über das Thema
Euthanasie für sie nachzudenken. Nur, um diesen endgültigen Entschluss tatsächlich durchzuführen,
beschlossen wir eine erneute, letzte gründliche Untersuchung. Vom Röntgen habe ich ja schon
berichtet. Die Aufnahmen zeigten einen Rehebefund, gar nicht mal so dramatisch mit 11
mm Sohle. Cushing haben wir auch ausgeschlossen. So suchten wir weiter, dieses Mal
nach EMS. Treffer! Oder beinahe Treffer, denn ihre Werte befanden sich am obersten Rande der
Norm. Der Tierarzt war zufrieden, bat aber darum, sie weiter Zucker arm und ohne viel Gras zu
ernähren. Sie soll so schlank bleiben, wie sie jetzt ist. Und sie soll Muskeln aufbauen. Sie soll
vorsichtig aufgebaut und dann täglich geritten werden. Heute haben wir also aus den vielen Spenden eine
wunderschöne Trense, einen wirklich passenden Sattel und eine hübsche Satteldecke für sie
ausgesucht und sie als Reitpferd verkleidet. Haben ihr dann die Reithalle gezeigt und Ragna hat sich
vorsichtig auf den Sattel gelegt. So fangen wir mit ihr an, jeden Tag einen Schritt mehr. Wir werden
gut auf sie achten, damit sie noch ein langes, tolles Leben bei uns hat. Glück gehabt, Du große liebe
Stute

Winky

Winky kam zu Weihnachten. Als absoluter Notfall und irgendwie auch heimlich.
Heißt es nicht eigentlich: ... Leg ich dem Schimmelchen Heu vor das Haus? Das alte
Weihnachtslied musste für Winky geändert werden, es heißt nun: Stell ich ein Schimmelchen
zum Heu vor das Haus. Weihnachten. Aus sehr traurigem Anlass kam die wunderschöne
Schimmeloma zu uns, denn das sah ich gleich! Alt ist die Ponydame, sehr lieb und fast hatte
ich das Gefühl, dass ihre Augen bettelten: Hilf mir ...
Ein paar Tage zuvor mussten wir Urmel gehen lassen. Er hatte sich so gut bei uns erholt, doch
er konnte nicht mehr. Alt und weise hatte er, glaube ich, für sich beschlossen, dass es Zeit sei.
Hatte er für diese traurige alte Stute den Platz frei gemacht? Damit sie nicht im Dunklen allein
bleiben musste? Nur diesen einen Patenplatz hatten wir noch, nur einen. Gerade frei
geworden durch Urmels Abtritt. Ein Zuhause für ein Tier, das ein kleines Weihnachtswunder
dringend brauchte.
Nun stand sie bei uns in einer großen Box, sah etwas zaghaft und verwirrt aus, irgendwie
überrumpelt. Eine kurze Telefonkonferenz an diesem späten Abend mit Anke, Kerstin und
Doris, wir waren uns einig. Dieses alte Tier braucht uns - und viele Patentanten und/oder -
onkel.
Wir wussten nicht, wo sie herkam. Auch nicht, wie sie hieß. Wie alt sie ist. Nur, dass sie aus
großer Not zu uns gekommen war, mehr konnten wir nicht erfahren. Schöne, alte Maus, hier
bist Du nun. Du hast Deinen letzten Platz erreicht, sei uns herzlich willkommen.
Inzwischen heißt sie Winky. Nach dem Mädel, das sich um das Pony vom Nikolaus
gekümmert hat., aus dem Film: Ein Pferd für Winky.
Winky sagt von Herzen Danke an all die Paten, die ihr hier noch hoffentlich viele schöne
Jahre möglich machen.

Fenja

Das Sorgenkind Finni - Fenja

Er hatte seiner geliebten Frau auf dem Sterbebett versprochen, dass er ihre Schätze gut behüten
und pflegen würde wenn sie nicht mehr da ist, ehrlichen Herzens war er diese große
Verpflichtung eingegangen um ihr den Abschied zu erleichtern.
Zwei Jahre hatte der Mann damit gekämpft, ehrlich versucht, sein Versprechen einzuhalten, doch nun
reichte auch seine Kraft nicht mehr. Eine gute Pferdefrau lernte diesen Mann kennen, als er im
Wald auf einer Lichtung Gras senste, damit die Stute etwas zu fressen hatte. Diese Dame
informierte mich, berichtete dem erschöpften Mann von der Pferdeklappe und stellte so eine für Finni
lebensrettende Verbindung her.Es sollte kein schlechtes Gewissen haben, denn er tat das Beste, was er zu dieser Zeit tun konnte: Er ließ Finni zu uns bringen.
Die Stute war inzwischen 21 Jahre alt, nur noch der Schatten eines Islandpferdes. Mager und
schwach, mit glanzlosen Augen und hängendem Kopf und schmerzende Hufen traf sie bei uns ein.
Traurig und ein wenig geschockt nahm ich sie in Empfang, kraulte ihre zottelige Stirn unter ihrem
struppigen Schopf und flüsterte ihr zu – mit einem Blick zum Himmel – „Alles wird wieder gut.“ Ich
bedankte mich bei dem Mann der so tapfer um sie gekämpft hatte und freute mich, dass wir jetzt
helfen konnten. Die sofortige tierärztliche Untersuchung ergab 150 kg Untergewicht, einen ausgeprägten
Cushingbefund und ein Zahnbild, wie ich es schlimmer noch nicht gesehen hatte.
Aus unerfindlichen Gründen schloss sie sich mit unserem uralten Urmel zusammen, der, genau wie
sie, mit breiigen Heukobs und zuckerfreiem Mash ernährt wurde. Die Hufe wurden gemacht, so dass
Finni fortan laufen konnte, die Zähne wurden geschliffen, endlich konnte die Stute wieder ohne
Schmerzen kauen. Finni fühlte sich wohl bei uns. Nach der ACTH Bestimmung bekam sie Prascent, fraß wie eine Junge und nahm tüchtig zu. Schon bald hatte sie 50 kg mehr auf den Rippen und konnte vermittelt werden. Brav stieg sie in den Anhänger, der sie zu ihren neuen Menschen bringen sollte. Wir freuten uns, für die Stute so einen schönen Platz gefunden zu haben.
Doch dann kam ein alarmierender Anruf: „Finni frisst bei uns nicht. Sie steht nur traurig herum, so
kann sie hier nicht bleiben.“ Natürlich nahmen wir sie sofort zurück, dennn zu unserem Kummer hatte Urmal das Fressen ohne seine Freundin auch eingestellt. Urmels Patentanten machten sich zusammen mit uns große Sorgen um den alten Mann.Doch sobald die Zwei sich wiedersahen, begannen sie wieder zu fressen. Finni wollte also so gern in der Klappe bleiben, das war deutlich zu erkennen. Auch für sie
brauchten wir jetzt also ein kleines Wunder und ein großes Herz, denn ohne Unterstützung von außen
ist das nicht möglich.

 

Fenjas letzter Tag bei uns.....

Traurig ging ich mit unserem Doc durch den Stall. Es ist so verdammt schwer, eines der Tiere gehen zu lassen, nichts mehr tun zu können, hilflos nur noch über die Erlösung nachzudenken.

Wir blieben an der Box von Fenja stehen. Die Stute stand dort mit hängendem Kopf, traurig und unbeweglich. Seit Wochen kämpften wir schon um Besserung für Fenja, dafür, dass sie schmerzfrei würde, dass sie sich erholen sollte. Die alte Isistute hatte ein schweres, entbehrungsreiches Leben gehabt. Sie kam zu uns, als ihre Besitzerin starb, der zurückgebliebene Ehemann konnte nicht mehr für sie sorgen. Zu schwer litt er unter dem Verlust seiner geliebten Frau! Er wusste auch viel zu wenig über seine Tiere und beschloss, sie zu uns zu geben. Das ist jetzt schon ein paar Jahre her. Fenja durfte bei uns bleiben, ihr Gesundheitszustand ließ keine Vermittlung zu. Einmal haben wir es versucht, sie dann aber schnell wieder zurückbekommen.
Wir suchten Paten für die dunkle, zottelige Isländerin, und es dauerte nicht lange, bis wir viele liebe Menschen fanden. So wurde Fenja Patenpferd.
Doch in diesem Sommer baute die brummelige Dame mehr und mehr ab. Nichts half. Ausgerechnet heute, wo wir Flöckchen gehen lassen mussten, gab sie auf. Herz und Beine ließen sie im Stich, unser Doc sagte leise: „Auch für Finni ist die Zeit gekommen, sie muss nicht mehr leiden. Lassen wir sie mit Schneeflöckchen zusammen gehen. Schau nur ihre Augen. Sie sind stumpf und ohne Leben. So geht nicht einer allein …“
Ich wusste, dass dieser Tag kommen würde, bald … Mir war, als hörte ich sie in meinem Herzen: „Nimm mich mit, kleines Flöckchen, lass uns gemeinsam gehen.“
Es ist immer so schwer, loszulassen. Doch wir müssen erkennen, wenn es Zeit dafür ist.
Auch dir, liebste brummige Fenja, eine gute Reise über den Regenbogen. Auch dich werden wir nie vergessen.

 

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